Henry James

Zeit für Bildung! Was ist ein Kanalboot oder Narrowboat? Wie der Name schon sagt, sind es schmale, aber bis zu 21 Meter lange Boote, die in der Lage sind, daß englische Kanalsystem zu befahren. Dieses zeichnet sich durch schmale Kanäle und inbesondere schmale Schleusen aus. Der Grund hierfür waren die Mitte des 18. Jahrhunderts zur Verfügung stehenden Mittel. Erfinder des Systems und der Maße war James Brindley. Alle weiteren Informationen findet Ihr hier.

Unsere Henry James ist ein 57ft langes Narrowboat. Das entspricht ca. 17,40m bei einer Breite von nur knapp 2,13m (7ft). Angetrieben wird es von einem 30,4kw starken Dieselmotor von Daedong. Ältere Narrowboats haben teilweise noch Dampfantrieb! Früher wurden sie übrigens von Pferden gezogen, daher gibt es neben dem Kanal auch immer einen Towpath genannten Weg. Der Verbrauch liegt bei 2-3 Liter Diesel pro Stunde.

Der Motor befindet sich unter den Bodenplatten im Heck. Unser Boot hat einen „Cruiser Stern“ und damit viel Platz für mehrere Personen am Heck.
Das ganze Boot hat bzw. ist eine massive Stahlhülle, die Bodenplatte ist fast 1,5cm dick und flach. Das ist nötig, da die Kanäle nicht besonders tief sind. Ein typisches Narrowboat hat nur ca. 0,7m Tiefgang. Und trotzdem läuft man im Sommer schon mal auf Grund, wenn man die Mitte des Kanals verlässt.

Einen Tacho gibt es nicht, man fährt nach Gefühl. Das „Tempolimit“ sind 6km/h. Man orientiert sich einfach an Fußgängern oder daran, ob man an den Kanalseiten eine Welle erzeugt, die einen überholt. Passiert das, ist man zu schnell.
Als kleine Hilfe gibt es einen Drehzahlmesser. Normalerweise läuft der Motor in „schneller“ Fahrt bei 1800 Umdrehungen.

Gesteuert wird ein Narrowboat über eine Ruderpinne und dem von der Schiffsschraube über das Ruder laufenden Wasser. Bewegt man die Ruderpinne nach rechts, fährt das Schiff nach links, und umgekehrt.

Gas gegeben wird über einen Hebel an der Seite. Vorwärts wie rückwärts kann man stufenlos Gas geben. Da bei Rückwärtsfahrt kein Wasser über das Ruder läuft, kann man beim Zurücksetzen nicht steuern.

„Steuern“ kann man das Boot auch über das „Centerline“ genannte Seil, daß genau in der Mitte des Bootes angebracht ist. Das Boot lässt sich so an den Kai oder in Schleusen ziehen, und mit einer Hand stabil festhalten. Und das trotz knapp 20 Tonnen Gewicht.

Festmachen läuft über die Poller am Bug und Heck. An der Kanalseite hat man entweder Metallringe, eine Metallschiene zum Einhaken, oder man befestigt Mooring-Pins in der Erde und macht dann fest.
Die Seilgeflechte an Bug und Heck dienen der Sicherheit bei der Einfahrt in Schleusen und beim Anlegen. Weniger Beulen… Anecken kann man übrigens nicht immer verhindern und ist in Schleusen und bei engen Manövern durchaus gewollt.

Geheizt wird während der Fahrt über den Motor und nach dem Festmachen über Gas. Auch das Kochen wird per Gas erledigt. Hier gibt es natürlich viele verschiedene Möglichkeiten. Heißes Wasser wird durch die Motorwärme während des Betriebs erzeugt und gespeichert. Für die Stromversorgung hat unser Schiff Akkus, die, selbst wenn der Motor nicht läuft, locker für 2-3 Tage halten und den Kühlschrank, Licht und anderes befeuern.
Viele Narrowboats haben auch einen Kaminofen an Bord, unseres leider nicht.

Normalerweise hat jedes Narrowboat auch eine Seitenluke. Irgendwie muß der ganze Plunder schließlich an Bord.

Und wie ist es innen? Viel größer als gedacht. Man stelle sich einfach einen sehr langgezogenen Wohnwagen vor. Es gibt eine richtige Dusche, 2 richtige Toiletten, eine komplette Küche mit 4 Platten, Backofen, Mikrowelle usw. Das Brauchwasser von Dusche und Waschbecken landet direkt im Kanal. Die Toilette ist in unserem Fall ein geschlossenes Tanksystem, daß man an jeder Marina entleeren lassen kann (Pump Out System). Andere Boote haben Camping-Toiletten, Komposter-Toiletten oder Verbrenner-Toiletten.

Der letzte Abend an Bord bricht an, also verlassen wir Euch jetzt für heute. Cheers!

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