Lock!

Der größte Spaß beim Kanalboot fahren sind die Schleusen, auf englisch Locks. Man hat Bewegung, ist an der frischen Luft, kann den Captain auslachen, wenn er gegen die Schleusenwand bumst und vieles mehr. Gestern, als wir 24 Schleusen hatten, ist der Bootsjunge mal eben 9,5km gelaufen, ohne sich jemals weiter als 300m vom Boot zu entfernen.

Am Anfang jeder Schleuse oder Schleusentreppe hat man normalerweise einen Anlandepunkt, um die Crew von Bord zu lassen. Alle Schleusen werden selber und in Handarbeit bedient. Wenn man Glück hat, sind Freiwillige Helfer des Canal & River Trust da, die einen unterstützen. Das ist aber eher im Sommer der Fall, wir hatten dieses Glück nur einmal bei der Rückfahrt.

Um zu schleusen, muß man den Pegel in der Schleusenkammer dem Wasserstand der Seite anpassen, an der das Boot steht. Dies erreicht man, indem man mit einer Metallkurbel die Ventile öffnet. Diese befinden sich je nach Schleuse in den Toren oder an den Seiten. Dadurch werden dann Schuber in Rohren seitlich der Kammer oder auch in den Toren selbst geöffnet.

Wenn sich der Wasserlevel angepasst hat, schwemmen die aus Holz gebauten Tore leicht auf, und man kann sie aufschieben. Wenn der Wasserlevel nicht exakt passt und somit noch Druck auf dem Tor lastet, bewegen sich die Tore keinen Millimeter.

Nach der Einfahrt werden die Tore wieder geschlossen, und man lässt das Wasser ablaufen oder zulaufen, je nachdem, ob es abwärts oder aufwärts gehen soll. Dann kann man die Tore für die Ausfahrt öffnen.

Auf dem Grand Union Canal gibt es Schleusen, die groß genug sind für zwei Narrowboats. Man guckt daher immer, ob noch jemand hinter einem auftaucht, und schleust dann zusammen. Dies hat auch den Vorteil, daß die Boote die Schleuse ausfüllen und somit nicht in der Schleusenkammer umher treiben. Die Strömungen beim Ablaufen- oder Einlaufen-lassen sind wirklich stark! Daher ist es durchaus okay, das Schiff leicht vorn an das Tor anschlagen zu lassen und somit ein Treiben zu verhindern. Auch vor den Schleusen, vor allem wenn Wasser abgelassen wird, muß der Captain das Boot gut in Position halten, um nicht anzudriften. Das geschieht normalerweise mit der Centerline sowie leichten Gasstößen.

Auf dem Oxford Canal sind die Schleusen nur groß genug für ein Boot, was im Sommer gern zu Stau führt.

Wenn man sich einer Schleuse nähert, guckt man zunächst nach dem Wasserstand in der Kammer. Wenn er nicht passend ist, schaut man nach, ob aus der anderen Richtung ein Boot kommt, und lässt diesem die Vorfahrt. Dadurch wird eine Menge Wasser gespart, was systembedingt nach und nach aus den oberen Teilen der Kanäle nach unten abfließt und wieder hochgepumpt oder neu eingelassen werden muß. Ein kleines Schleusenbecken enthält übrigens ca. 100m³ Wasser, die Tore wiegen je nach Schleuse zwischen 1,5 und 2,5 Tonnen!

Eine Knobelaufgabe ist eine Treppenschleuse, bei der zwei Kammern direkt durch ein Tor verbunden sind. Hier muß man die Becken in der richtigen Reihenfolge füllen, da ein Becken das andere versorgt. Wenn man das falsch macht, kann es in die Hose gehen, und wir haben ein Boot gesehen, daß in der unteren Kammer auf Grund gelaufen ist, da sie das obere Becken nicht voll genug gemacht hatten und somit nicht genug Wasser nachkam.
Faule Schwäne fahren auch gern mal mit 🙂

Und dann gibt es noch sogenannte Lockflights. Hier sind für einen Abstieg oder Aufstieg mehrere Schleusen hintereinander, mit kleinen Zwischenbecken. Wenn man erstmal drin ist, muß man bis unten oder oben weitermachen, in den Becken wird nicht über Nacht angelegt. Während eine Schleusung läuft, kann man bereits die nächste Schleuse bereit machen. Unser längster Flight war der Napton Lockflight mit 11 Schleusen hintereinander (daher die 9,5 km…)

Und nun ist das Abenteuer Kreuzfahrt vorbei, wir haben unser elektrisches Mobil eingesammelt (was ein Unterschied zum Tuck-Tuck des Schiffdiesels) und sind wieder im Park Cottage angekommen. Jetzt aber auf ins Old Post Office. Cheers!

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